Die Heilpraktikerin Marie Ritter gehört als Forscherin und Herstellerin von pflanzlichen Naturheilmitteln zu den Pionieren bzw. Vorläufern der anthroposophischen Pharmakologie. Aufgrund dieser Erkenntnisse stellte sie Pflanzenpräparate her. Sie war bereits in den 1890er-Jahren in Berlin Theosophin geworden, lernte Rudolf Steiner jedoch erst 1907 kennen. Sie lebte zu dieser Zeit bereits seit langem in Breslau, wo sie als ”Naturärztin” praktizierte. Kurz vor der Jahrhundertwende lernte sie die Baronin Harriet von Vacano kennen, mit der sie sich befreundete.
Marie Ritter hatte in den 1890er-Jahren ihre sogenannte ”Photodynamischen Heilmittel” entwickelt. Bis das Herstellungsverfahren gesetzlich geschützt war, hatte sie lange zu kämpfen. Ihre fehlende Approbation bereitete ihr immer wieder Schwierigkeiten.1912 zogen Marie Ritter und Max Hermann nach München, wo ihre Freundin Harriet von Vacano lebte und damals der sogenannte Johannesbau als anthroposophisches Zentrum geplant war. ”Die Aussicht, im Mittelpunkt des geisteswissenschaftlichen Lebens zu wohnen, fortgesetzt Vorträge und fachliche Belehrung von Dr. Steiner genießen zu können, lockte sie nach der bayerischen Hauptstadt.” (Dedo-Brie 1935)
Hier setzten sie ihre Arbeit bis zu Marie Ritters Tod im Jahre 1924 fort. Gemeinsam veranstalteten sie jeden Donnerstag offene Treffen für Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft und Freunde, bis Hermann 1914 als österreichischer Militärarzt zum Kriegsdienst eingezogen wurde. (Entnommen: Hans-Jürgen Bracker, http://biographien.kulturimpuls.org/detail.php?&id=572)
Auf Anregung von Frau Marie Ritter, die Anfang des letzten Jahrhunderts aus Apfelmistel ein Naturheilmittel in Breslau herstellte, beschäftigte sich Rudolf Steiner (1861-1925) , Begründer der Anthroposophie mit dem Heil-Potenzial der Mistel – zu einer Zeit, wo es außer Operationen nur wenig Therapiemöglichkeiten bei Krebserkrankungen gab. Steiner beschrieb die „Eigensinnigkeit“ der Mistel, die im Winterhalbjahr blüht und im Winter ihre weißlichen Beerenfrüchte ausbildet, ebenso das Wuchern und Wachsen auf lebendigem Untergrund als Ähnlichkeit zum Tumorwachstum. In Zusammenarbeit mit ihm entwickelte die Frauenärztin Ita Wegmann das erste Injektionspräparat und setzte es in der Tumorbehandlung ein. Was als Erfahrungsmedizin und aufgrund phänomenologischer Betrachtung begann, wurde ab den 1930er Jahren zunehmend auch wissenschaftlich erforscht. (Entnommen: https://habichtswald-reha-klinik.de/onkologie/informationen-onkologie/misteltherapie-bei-krebs/)
Im April 1920 nahm Marie Ritter auf Einladung Rudolf Steiners am zweiten Medizinerkurs teil. – Einige ihrer Mittel entwickelten anthroposophische Pharmafirmen (Weleda, Wala) weiter, z. B. wurde aus ihrer Ritter-Brustsalbe, die Rudolf Steiner der kranken Edith Maryon empfahl, der Plantago-Bronchialbalsam. Auch die Krebsmittel Iscador und Helixor gehen letztlich auf ihre Forschungen zurück. (https://de.imedwiki.org/wiki/Marie_Ritter)
Links: Tagebucheintrag von Marie Ritter (Ita Wegman Archiv)
Von Rudolf Steiner wurde im letzten Jahrhundert die Anthroposophie als Erkenntnisweg für den heutigen Menschen geschaffen. Aus einer Menschenerkenntnis heraus, welche die leiblich-seelisch-geistige Ganzheit des Menschen und die Entwicklung des Individuums über die verschiedenen Erdenleben hinweg mit in die Betrachtung einbezieht, konnte er so gemeinsam mit der Ärztin Ita Wegmann 1924 den Keim für eine moderne spirituelle Heilkunst legen. Hierbei hat er sich zunächst an Medizinstudenten, junge Ärzte und einzelne von ihm persönlich zugelassene in der Heilkunde bewanderte Menschen gewandt, die mit ihren Fragen nach der anthroposophischen Durchdringung ihrer Tätigkeit auf ihn zugekommen waren.
Der Heilpraktikerberuf in seiner heutigen Form existierte damals noch nicht. Nach Rudolf Steiners Tod wurden zu den dann stattfindenden anthroposophisch-medizinischen Fortbildungen zunächst nur noch Ärzte oder Medizinstudenten zugelassen.
Mit dem Erlass des Heilpraktikergesetzes 1939 und der folgenden Etablierung eines zweiten Berufsstandes neben dem Arzt, der mit staatlicher Erlaubnis Diagnosen stellen und Heilbehandlungen durchführen kann, wuchs aber auch das Bedürfnis unter den Heilpraktikern, sich anthroposophisch weiterzubilden. Insbesondere weil der Heilpraktiker schon von seinem Selbstverständnis her Methoden anwendet, welchen eine ganzheitlich-spirituelle Sicht des Menschen zugrunde liegt.
1978 anthroposophische Heilpraktiker formieren sich
"Wir sind Anthroposophen und wir sind Heilpraktiker" war das Motto von Heilpraktikern um das Ehepaar Vera und Karl-Heinz Knür, die sich 1978 in den Räumen der WALA zu einer informellen Arbeitsgemeinschaft zusammenfanden.
Aus persönlichen Beziehungen heraus ergaben sich Kontakte mit Dr. Lorenz als damaligen Leiter der Medizinischen Sektion an der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft.
Vom 10. - 11. November 1979 fand eine erste Tagung der Heilpraktiker im Goetheanum in Dornach/Schweiz auf Einladung Dr. Friedrich Lorenz statt.
(< nebenstehend die Einladung zur "Tagung für Heilpraktiker")
1992 AGAHP e.V. - Berufsverband AGAHP e.V.
Es folgten weitere Treffen der anthroposophischen Heilpraktiker mit der Leitung der Medizinischen Sektion, welche von Frau Dr. Michaela Glöckler, der Nachfolgerin in der Sektionsleitung aufgegriffen und zur regelmäßigen Einrichtung erhoben wurden.
Diese Gemeinschaft anthroposophischer Heilpraktiker hat sich 1992 die Form eines Vereins gegeben, die „Arbeitsgemeinschaft Anthroposophischer Heilpraktiker“ AGAHP e.V. und ist seitdem als Berufsgruppe der medizinischen Sektion am Goetheanum angeschlossen.
Die Gründungsversammlung der „Arbeitsgemeinschaft Anthroposophischer Heilpraktiker e.V.“ als Verein war aber alles andere als ein formeller Verwaltungsakt. Die Versammlung fand am 19. Juni 1992 am Goetheanum in Anwesenheit von Dr. Michaela Glöckler und Dr. Jürgen Schürholz als Versammlungsleiter statt.
(< nebenstehend das Gründungsprotokoll der AGAHP)
1992 – 2006 Entwicklung der Anthroposophischen Heilkunde im Innern: Zusammenkünfte der
Hochschulmitglieder in der AGAHP
Vom damaligen Geschäftsführenden Vorstand Werner Schmötzer wurde mit der medizinischen Sektion und der GAÄD die Vereinbarung getroffen, dass die Anthroposophischen Heilpraktiker die „Anthroposophische Heilkunde“ ausüben.
Im Rahmen der Zusammenkünfte der AGAHP wurden und werden die Grundlagen dieser „Anthroposophischen Heilkunde“ erarbeitet. Neben der Mitgliedschaft in der Anthroposophischen Gesellschaft war die Erlangung der Mitgliedschaft lange an ein „Probejahr“ mit Zustimmung eines Arbeitskreises gebunden, um den für eine Identitätsbildung notwendigen Innenraum zu gewährleisten.
Ab 2006 erfolgte eine weitere Zentrierung in Form einer Kernbildung durch Zusammenkünfte der Hochschulmitglieder, die von 2006 bis 2010 von Eberhard Klute und seit 2010 von Alexander Schadow geleitet werden.
2005 – 2012 Entwicklung der Anthroposophischen Heilkunde nach außen: Schaffung von Leitbild – Berufsbild und Markenschutz
Durch Vortragstätigkeit von Werner Schmötzer als Weleda-Mitarbeiter waren die Anthroposophischen Heilpraktiker in der Öffentlichkeit bekannter geworden.
Von Dr. med. Michaela Glöckler, der seinerzeitigen Leiterin der Medizinischen Sektion am Goetheanum, kam dann 2004 der Impuls für ein Zertifizierungsverfahren der Anthroposophischen Heilkunde. Ein informeller Kontakt zur IKAM wurde etabliert, mit dem Ziel, zu einem internationalen Berufsbild des Anthroposophischen Heilpraktikers zu gelangen.
2005 wurde die Aufgabe der Berufsgruppenkoordination sowie der Geschäftsführende Vorstand von Renate Künne übernommen. Es galt nun, die beiden Pole in der AGAHP: die Wala-Weleda-Verordner mit z.T. loser Verbindung zur Anthroposophie und die Anthroposophen, mit z.T. geringen Kenntnissen anthroposophischer Therapien in einem gemeinsamen Selbstverständnis zusammenzuführen. Hierzu wurde das Leitbild des Anthroposophischen Heilpraktikers erarbeitet.
Durch Mitgliedschaft bei ANME, die Berufsgruppentreffen bei der medizinischen Jahrestagung und Kontakte zu Kollegen im Ausland wurde die Internationalität des zu entwickelnden Berufsbildes ins Auge gefasst.
So konnten wir 2010 im Rahmen des CAM-Mapping eine international gefasste Dokumentation der Anthroposophischen Heilkunde einreichen, welche die Grundlage bildete für das 2012 von der IKAM anerkannte Berufsbild. Die Anthroposophische Heilkunde (AGAHP)® ist seit 2012 eine eingetragene Marke beim Deutschen Patent- und Markenamt DPMA.
Von der Arbeitsgemeinschaft zum Berufsverband
Ein weiteres Arbeitsfeld zeichnete sich 2005 ab: Errungenschaften, die durch persönliche Beziehungen zustande gekommen waren, mussten in die Zuständigkeit der AGAHP überführt werden, um dauerhaft erhalten zu bleiben: Dies betraf:
2010 Leitbild und Qualitätskriterien
Heute arbeitet die AGAHP gemeinsam mit der Medizinischen Sektion daran, ein Berufsbild des anthroposophischen Heilpraktikers zu erstellen. Anknüpfend an unser jährlich sich weiterentwickelndes Leitbild legen wir hierzu Qualitätskriterien für die Anerkennung und Fortbildung des Anthroposophischen Heilpraktikers fest. Von der Mitgliederversammlung 2010 wurde eine Qualifizierungsregelung verabschiedet, die sich an bestehende Systeme für Heilpraktiker anschließt.
Die AGAHP ist Mitglied im QFH (Qualitätsforum Heilpraktiker). Um Interessenten die Möglichkeit zu geben, eine Qualifizierung in Anthroposophischer Heilkunde (AGAHP)® zu erhalten, bietet die AGAHP eine berufsbegleitende Weiterbildung in Anthroposophischer Heilkunde (AGAHP)® durch das Bildungswerk Anthroposophischer Heilpraktiker ANTHROPOS-SOPHIA an. Weitere zahlreiche Fortbildungsangebote AGAHP-anerkannter Institutionen der Fortbildung bieten folgende Möglichkeiten:
2012 Mitgliedschaft in der IKAM und behördliche Anerkennung Anthroposophische Heilkunde (AGAHP)® als geschützte Marke
Mit dem erarbeiteten Berufsbild der Anthroposophischen Heilpraktiker ist die AGAHP in der International Society of Anthroposophic Naturopathy ISAN und innerhalb der Gruppe Anthroposophische Heilkunde innerhalb Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft AAG und der medizinischen Sektion am Goetheanum sowie in der IKAM (Internationale Koordination für Anthroposophische Medizin), in den Versammlungen der deutschen Heilpraktikerverbände, als Mitglied von ANME (Association for Natural Medicine in Europe e.V.) und in der Öffentlichkeit vertreten.
Der im Sinne dieses Leit- und Berufsbildes arbeitende Heilpraktiker kann die Anerkennung des Berufsverbandes AGAHP als anthroposophischer Heilpraktiker auf Antrag erlangen. Die Anerkennung berechtigt dazu, das Qualitätssiegel Anthroposophische Heilkunde (AGAHP)® zu führen.
Das Qualitätssiegel Anthroposophische Heilkunde (AGAHP)® ist beim Deutschen Patent– und Markenamt DPMA als eingetragene Marke registriert. Das Qualitätssiegel Anthroposophische Heilkunde (AGAHP)® darf nur nach Zertifizierung und Beurkundung durch den Berufsverband geführt werden.
2013 Nachwuchsförderung und Weiterbildung mit Möglichkeit der Zertifizierung in Anthroposophischer Heilkunde (AGAHP)®
Immer öfter wurden Anfragen von Kollegen an die AGAHP gerichtet nach einer Fortbildung in Anthroposophischer Heilkunde auch über die Arbeitskreise der AGAHP hinaus. Diesen Anfragen konnte entsprochen werden, indem zunächst von verschiedenen Mitgliedern Fortbildungen in Eigeninitiative außerhalb der AGAHP angeboten wurden.
Eine Koordination unserer Ressourcen auf diesem Gebiet fand 2008 statt: Alle Mitglieder, die Fortbildungen in Anthroposophischer Heilkunde anbieten, haben sich zu einem ersten Dozenten-Kolloquium zusammengefunden. Hieraus speist sich das Dozententeam unser Bildungswerk Anthroposophischer Heilpraktiker ANTHROPOS-SOPHIA, deren Förderung inzwischen in unserer Satzung verankert ist.
Das nächsten Ziele war der Ausbau unserer Verbandsschule und die Koordination aller anthroposophischen Fortbildungsangebote für Heilpraktiker im Rahmen eines Akkreditierungsverfahren, so dass allen Interessenten die Möglichkeit offen steht, sich in der Anthroposophischen Heilkunde weiterzubilden und die Zertifizierung des Berufsverbandes zu erlangen.
Seit 2012 ist auch die außerordentliche Mitgliedschaft (ohne Stimmrecht) in der AGAHP möglich. Voraussetzung ist nur die Erlaubnis zur Ausübung der Heilkunde ohne Bestallung. Wir möchten es jungen Kollegen möglich machen, frühzeitig Kontakt mit uns aufzunehmen und einen Rahmen schaffen, um die in der AGAHP erarbeitete Anthroposophische Heilkunde an die nächste Generation weiterzugeben.
Konsolidierung nach innen und Öffentlichkeitsarbeit nach außen
Nach der Wahl des neuen Vorstandes der AGAHP wurde zum 1. Mai 2015 offiziell die Geschäftsstelle für die AGAHP eingerichtet. Dem voraus ging der Beschluss der ordentlichen Mitgliederversammlung vom 23. 04. 2015 zur Erweiterung des Satzung um den § 6.7 "Der Vorstand ist berechtigt eine Geschäftsstelle einzurichten."
Beim halbjährlich stattfindenden Treffen der Berufsverbände und Fachgesellschaften, zu dem sich mittlerweile seit mehreren Jahren Vertreter der Heilpraktikerverbände und Fachgesellschaften (z. B. Homöopathie, Osteopathie, ACON) zum Austausch versammeln, nahm die AGAHP aktiv teil. Themen wie Europapolitik, Zertifizierungen, Berichte aus der Arzneimittelkommission, Sektorale Heilpraktiker, Erfahrungen mit IKK-Südwest u. a. standen auf der Tagesordnung.
Im November 2014 erschien die AGAHP-Praxis-Informationen im neuen Layout und wurde an alle Mitglieder der AGAHP verschickt. Ebenfalls richtete der Geschäftsführende Vorstand ein Schreiben an die Mitglieder um sie über die Vorgänge und Aktivitäten in der AGAHP zu informieren. Ziel ist es eine größtmögliche Transparenz herzustellen.
Mit dem von der AGAHP erarbeiteten und von der IKAM (Internationale Koordination Anthroposophische Medizin) bestätigten Berufsbild der Anthroposophischen Heilpraktiker sind die Anthroposophischen Heilpraktiker im Rahmen der International Society of Anthroposophic Naturopathy ISAN als Berufsgruppe sowohl innerhalb der medizinischen Sektion am Goetheanum sowie in der IKAM, als Gruppe in der Allgemeine Anthroposophischen Gesellschaft AAG sowie in der Öffentlichkeit tätig. Sie ist u. a. vertreten in der Offenbacher Treffen der Berufsverbände und Fachgesellschaften, der Gesamtkonferenz Deutscher Heilpraktikerverbände und Fachgesellschaft und im Heilpraktiker-Netzwerk.
Vom 30. Januar bis 1. Februar 2015 fand im Gemeinschaftskrankenhaus Berlin-Havelhöhe die Klausur der Internationalen Koordination Anthroposophische Medizin IKAM statt. An dieser Klausur nahm auch erstmals Alexander Schadow als neuer Geschäftsführender Vorstand der AGAHP und internationaler Berufsgruppenkoordinator teil. Dieses Treffen sowie weitere Zusammenkünfte und Gespräche zeigten eines sehr deutlich auf: die Anthroposophischen Heilpraktiker und Naturheilkundigen sind im Leitungsgremium der Medizinischen Sektion der Internationalen Koordination Anthroposophischer Medizin IKAM angekommen.
Internationalisierung der Anthroposophischen Heilkunde
Die Jahrestagung 2017 und 2018 und die Zusammenkünfte der internationalen Berufsgruppe in den selben Jahren waren geprägt von den Vorkommnissen in Deutschland und den dort stattfindenden heftigen Angriffen auf die Heilpraktikerschaft.
Die internationale Berufsgruppe anthroposophische Heilkunde hat sich am 15. und 16. September 2017 jeweils von 17.00 bis 18.30 Uhr getroffen. Im Geiste der Anthroposophie erarbeiteten die Teilnehmer einen neuen Arbeitsansatz für die internationale Berufsgruppe und ein Perspektivpapier für die in der anthroposophischen Heilkunde Tätigen.
Das von Brigitte Kachel verfaßte Protokoll führt hierzu aus: „Alexander Schadow begrüßte als Koordinator der internationalen Berufsgruppe die Anwesenden und hielt einen einleitenden, umfassenden Vortrag zum Thema des Treffens in Verbindung zu den aktuellen Angriffen unseres Berufsstandes durch das Münsteraner Memorandum. In dem nachfolgenden Dialog im Kreise der Anwesenden entstand recht deutlich das Bild, daß nicht eine Haltung der Verteidigung sich sinnvoll erweist, sondern ein Perspektivbild über das Idealbild des Heilkundigen und seine Tätigkeit.
Und zwar in dem Sinne, wie dieser die Freiheit und Selbstbestimmtheit, die zur Sittlichkeit führt, beim Patienten fördern kann.
[…] Zu Beginn des zweiten Treffens war Dr. Matthias Girke, Leiter der medizinischen Sektion am Goetheanum, anwesend. Er äußerte seine Betroffenheit über die Angriffe gegen die Heilpraktikerschaft und die Komplementärmedizin durch den sogenannten Münsteraner Kreis und die Veröffentlichung des Münsteraner Memorandums.
Aus Sicht der medizinischen Sektion ist ein Positivbild über die menschenorientierte Heilkunde eine sinnvolle Reaktion auf die Angriffe. Dies bestärkte auch die am Vortag entwickelten Gedanken und Ideen, mit einem positiven Beitrag auf die Angriffe zu reagieren.
[…] Es erweist sich zudem als sinnvoll, die internationale Berufsgruppe in eine internationale Gesellschaft für anthroposophische Heilkunde mit eigenen Statuten und Satzung zu wandeln. Dazu faßt die Berufsgruppe einen Beschluß und beauftragte den Berufsgruppenkoordinator mit der Ausarbeitung von Statuten und einer Satzung. Mit der Schaffung dieser Satzung sollen die Mitglieder der Berufsgruppe einen Rahmen der Mitarbeit und der Verbindlichkeit erhalten.“
Während der Jahrestagung der Medizinischen Sektion im September 2018 wurde auf Initiative der der AGAHP und der Koordination der internationalen Berufsgruppe Anthroposophischer Heilpraktiker in Dornach/Schweiz die „International Society of Anthroposophic Naturopathy (ISAN)“ als „Gruppe auf sachlichem Feld“ in der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft AAG gemäß deren Gründungs-Statut von 1923 § 11 gegründet und durch den Vorstand der Freien Hochschule anerkannt. Die wissenschaftliche Forschungsgesellschaft ist dem Vereinsrecht der Schweiz, ZGB Art. 60. ff, unterstellt und hat ihren Sitz in Dornach/Schweiz.
Die AGAHP ist korporatives und Gründungs-Mitglied der ISAN. Die Gründungs-Statuten der AAG legen fest: „Die Mitglieder können sich auf jedem örtlichen oder sachlichen Felde zu kleineren oder größeren Gruppen zusammenschließen.“ Mit der Zugehörigkeit der AGAHP zur ISAN ist für die Mitglieder der AGAHP auch die Mitgliedschaft in der Anthroposophischen Gesellschaft abgedeckt. Eine Zugehörigkeit zu einem örtlichen Zweig und zur deutschen Landesgesellschaft ist somit nicht mehr nötig.
Die ISAN versteht sich als eine wissenschaftliche Forschungsgesellschaft.
„Zweck der Gesellschaft ist die Weiterentwicklung, Etablierung und Anerkennung der anthroposophischen Heilkunde zur Verbesserung der heilkundigen Begleitung und integrativen Therapie sowie zur Förderung des öffentlichen Gesundheitswesens. Sie fördert die wissenschaftliche Forschung, Lehre und Fortbildung im Bereich der anthroposophischen Heilkunde.“
Damit können „Alle Heilkundigen, je nach juristischer Anerkennung des Landes, in dem sie praktizieren, die den Zweck und die Präambel der Gesellschaft anerkennen, [können] Mitglied werden. Hierzu muss ein schriftlicher Antrag beim Vorstand der ISAN gestellt werden, der über die Aufnahme mit einfacher Mehrheit entscheidet.“
„Mit der Schaffung dieser Statuten sollen die Mitglieder der International Society of Anthroposophic Naturopathy (ISAN) einen Rahmen der Mitarbeit und der Verbindlichkeit erhalten. Hierzu gehören die Anerkennung einer Berufsordnung, eines Berufsbildes und des Leitbildes, welches für die Berufsgruppe im Rahmen der AGAHP in Abstimmung mit der medizinischen Sektion erarbeitet wurde."
(Präambel der Statuten der ISAN)
Zudem beschlossen die Anwesenden das beim letztjährigen Berufsgruppentreffen erarbeitete Perspektivbild unter dem Titel: „Zukunftsperspektive “ als Resonanz auf die in Deutschland wachsende Kritik an integrativer, komplementärer und anthroposophischer Medizin und Heilkunde, die letztlich alle anthroposophischen Ärzte, Therapeuten und Heilpraktiker trifft .
Mit der Gründung der ISAN und der Anerkennung als „Gruppe auf sachlichem Feld“ in der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft AAG wurde der Wunsch der Mitgliederversammlung der AGAHP vom 1. Juni 2018 umgesetzt. In der Aussprache zum Geschäftsbericht waren sich die anwesenden Mitglieder der AGAHP einig: „Die Mitgliedschaft in der Anthroposophischen Gesellschaft AAG und die Bindung zur Medizinischen Sektion soll durch die Gründung einer Internationalen Gesellschaft Anthroposophische Heilkunde als „Gruppe auf sachlichem Feld“, entsprechend einer Empfehlung des AGAHP-Vorstandes, erfolgen. In dieser Internationalen Gesellschaft sollen Heilpraktiker aus unterschiedlichen Ländern organisiert werden."
Aktive Mitarbeit in der Gesamtkonferenz Deutscher Heilpraktikerverbände und Fachgesellschaften
Die Gesamtkonferenz Deutscher Heilpraktikerverbände und Fachgesellschaften wurde 2018 in Kassel gegründet. Der Sitz befindet sich in Bielefeld. In einem freien und offenen Zusammenschluss vertreten inzwischen über 30 Heilpraktikerverbände und Fachgesellschaften gemeinsam berufliche Interessen der etwa 47.000 Heilpraktikerinnen und Heilpraktiker. Sie wollen den Heilpraktikerberuf erhalten, ihn zukunftssicher gestalten und aktiv an politischen Entscheidungsprozessen mitwirken, die den Berufsstand betreffen.
Die Allianz steht für die besonderen Kompetenzen, für das Verantwortungsbewusstsein und für die Qualität im Heilpraktikerberuf. Gute Patientenversorgung bedeutet gleichermaßen Qualitätssicherung und Patientenschutz wie auch Wahlfreiheit der Bürgerinnen und Bürger bei Therapiemethoden und Therapierenden!
Die AGAHP ist Teil der Gesamtkonferenz und unterstützt aktiv die Initiativen der Konferenz, um das gemeinsame Ziel mit einer Stimme die Kurierfreiheit und damit den Patienten die Wahlfreiheit seiner Behandler zu erhalten.
Von der Arbeitsgemeinschaft zur Allgemeinen Gesellschaft Anthroposophischer Heilpraktikerinnen und Heilpraktiker
Auf der Mitgliederversammlung am 31. Oktober 2020 wurde der Antrag auf Umbenennung der Arbeitsgemeinschaft Anthroposophischer Heilpraktiker (AGAHP in „Allgemeine Gesellschaft Anthroposophischer Heilpraktikerinnen und Heilpraktiker (AGAHP)“ beraten und mehrheitlich angenommen. Die Namensänderung wurde mit der Eintragung in das Vereinsregister am 26. 02. 2021 gültig.
"Wir müssen schon einmal über die Dinge von dem Gesichtspunkt aus sprechen, wie eine Gesellschaft beschaffen sein muss, in der eine solche geisteswissenschaftliche Bewegung herrschen soll, wie die unsrige es ist. Denn diese geisteswissenschaftliche Bewegung müssen wir vor allen Dingen ernst nehmen, der gegenüber wir nichts tun dürfen, was sie in der Welt schädigt." (Rudolf Steiner, GA 253)
Aus einem anthroposophischen Heilpraktiker*innenkreis um das Ehepaar Knür, beide Mitarbeiter der Firma WALA, bildete sich in den Siebzigerjahren ein erster Kern einer Gesellschaft. Die Teilnehmer*innen dieses Kreises haben sich vor 42 Jahren zur gemeinsamen Arbeit verabredet und sich die Bezeichnung „Arbeitsgemeinschaft Anthroposophischer Heilpraktiker“ gegeben. 1992 wurde aus dieser Arbeitsgemeinschaft ein eingetragener Verein.
(Vgl. R. Künne, AGAHP-Handbuch, 2014)
Nach 42 Jahren ist dieser eingetragene Verein in die Bewusstseinsseele getreten. Überwiegend sind es Heilpraktikerinnen, die diesen Verein als Mitglieder angehören. Die „Sichtbarmachung“ dieser Mitglieder ist notwendig, um alle gemeinten Geschlechter erkennbar zu machen.
„Mit dem seelischen Erwachsensein im siebten Lebensjahrsiebt und als Folge von Selbsterkenntnis entsteht das Bedürfnis, etwas Eigenes in die Welt zu stellen, eine eigene Idee zu verwirklichen und der Welt zu geben. Es stehen einem viele Form- und Initiativkräfte zur Verfügung und gleichzeitig auch schon viel Lebenserfahrung.“
Durch die Namensänderung macht die AGAHP, die zugleich als Teil der Gruppe auf sachlichem Feld in der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft und ebenso Teil der International Society of Anthroposophic Naturopathy ISAN ist, deutlich, dass sie sich heute als Gesellschaft von gleichgesinnte*n Heilkundige*n im Rahmen der medizinischen Sektion versteht und sich aktiv einer weisheitsvollen, spirituellen Grundlage verpflichtet.
MAGDEBURG. Auf der im Roncalli-Haus in Magdeburg am 9. Juli 2023 durchgeführten Mitgliederversammlung der Allgemeinen Gesellschaft Anthroposophischer Heilpraktikerinnen und Heilpraktiker (AGAHP) wurden der Alexander Schadow (siehe Foto) als Vorsitzender sowie seine beiden Stellvertreter Michael Voelkel und Brigitte Kachel in ihren Ämtern bestätigt. Als Kassenprüfer wählte die Mitgliederversammlung Thilo Koch aus Iserlohn.